Altersgerecht planen, bauen

Man könnte denken, dass die Themen altersgerechtes Bauen und barrierefreies Wohnen vorwiegend Themen für die Generation 60plus sind. Doch das ist nicht so, im Gegenteil, immer mehr jüngere Menschen beschäftigen sich damit und planen heute lieber im Voraus. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem die Planung von Häusern und Grundrissen, die darauf ausgelegt sind, das Zuhause an verschiedene Lebensphasen anzupassen. Dazu gehören beispielsweise die Gründung einer Familie oder der Wunsch, im Alter möglichst lange selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu leben. Aufgrund des demografischen Wandels und des Anstiegs von Senioren-Haushalten wird barrierefreies Bauen zu einem immer relevanteren Aspekt im modernen Hausbau.

Inhalt der Seite

Kurz & Kompakt

  • Was heißt altersgerechtes Wohnen? Altersgerechtes Wohnen bedeutet, Wohnräume so zu gestalten, dass sie den besonderen Bedürfnissen älterer Menschen in Bezug auf Barrierefreiheit, Sicherheit und Komfort gerecht werden, um ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu ermöglichen.

  • Lage und Grundstück: Ein seniorenfreundlicher Standort sollte eine gute Erreichbarkeit von Gesundheitsdiensten, öffentlichen Einrichtungen und sicheren, barrierefreien Wegen bieten, um die Lebensqualität und Mobilität älterer Menschen zu gewährleisten.

  • Barrierereduzierte Grundrisse und Raumgestaltung: Barrierereduzierte Grundrisse mit kleiner Wohnfläche, stufenlosem Zugang, breiteren Türen und seniorengerechter Ausstattung wie rutschfesten Böden, Haltegriffen und Bewegungsflächen schaffen ein sicheres, komfortables Umfeld, das die Mobilität und Lebensqualität im Alter fördert.

  • Zertifizierungen und Fördermöglichkeiten: Beim altersgerechten und barrierefreien Umbau können Pflegebedürftige einen Zuschuss von bis zu 4.000 Euro von der Pflegekasse erhalten, während die KfW-Bank zinsvergünstigte Kredite bis 50.000 Euro oder Zuschüsse von bis zu 6.250 Euro bietet. Zusätzlich gibt es regionale Förderprogramme, die über die Förderdatenbank des BMWi abrufbar sind.

Grundstück und Lage

Das A und O ist die Auswahl eines seniorenfreundlichen Standorts. Ein barrierefreies Zuhause nutzt nicht viel, wenn Grundstück und Lage nicht passend für ältere Menschen sind. Um die Lebensqualität dann zu gewährleisten, sollten zwei wichtige Aspekte berücksichtigt werden.

Zugänglichkeit zu öffentlichen Einrichtungen und Gesundheitsdiensten

Eine gute Erreichbarkeit von Ärzten, Apotheken, Krankenhäusern und Pflegediensten ist von zentraler Bedeutung. Auch Supermärkte, Banken und öffentliche Verkehrsmittel sollten in unmittelbarer Nähe sein, um alltägliche Besorgungen ohne großen Aufwand erledigen zu können.

Sicherheitsüberlegungen für die Umgebung

Ein seniorenfreundlicher Standort sollte in einer sicheren und ruhigen Nachbarschaft liegen, idealerweise mit gut ausgebauten Gehwegen und ausreichend Beleuchtung. Barrierefreie Zugänge zu öffentlichen Verkehrsmitteln und sicheren Übergängen für Fußgänger sind wichtige Faktoren, um die Mobilität zu fördern und die Sicherheit zu gewährleisten.

Planung des barrierefreien Wohnraums

Hier sind mehrere Faktoren ausschlaggebend:

  • Kleine Wohnfläche: Im Alter braucht man oft weniger Platz, weshalb ein kleines Haus, wie ein kompakter Bungalow, vollkommen ausreicht. Durch die ebenerdige Bauweise lässt sich ein Bungalow besonders gut altersgerecht gestalten und bietet bereits eine grundsätzliche Barrierefreiheit. 

  • Stufenloser Zugang: Ein barrierefreier, stufenloser Zugang ist eine vorausschauende Lösung, um das Haus auf zukünftige Bedürfnisse vorzubereiten. Dadurch wird der spätere Einbau von Rampen oder Aufzügen erleichtert, wenn dies erforderlich wird. Das Fehlen von Stufen verringert Stolpergefahren und trägt zu einer sicheren Umgebung bei.

  • Breitere Türen: Wenn man im Alter auf Gehhilfen angewiesen ist, erleichtern breitere Türen das Manövrieren erheblich. Türen sollten mindestens 86 cm breit sein, noch besser sind Breiten von 98,5 cm, um die Mobilität und den Komfort zu erhöhen und die Räume problemlos durchqueren zu können.

  • Offene Bauweise mit Bewegungsflächen: Die Größe der Wohnfläche spielt weniger eine Rolle als die intelligente Raumgestaltung. Eine offene Bauweise mit weniger Innenwänden schafft ein großzügiges Raumgefühl, ermöglicht fließende Übergänge zwischen den Wohnbereichen und bietet mehr Bewegungsfreiheit.

  • Infrastruktur: Ein altersgerechtes Haus sollte möglichst in der Nähe von Geschäften, medizinischer Versorgung, öffentlichen Verkehrsmitteln und anderen wichtigen Einrichtungen liegen, um einen bequemen Zugang zu allen nötigen Dienstleistungen sicherzustellen.

  • Seniorengerechtes Badezimmer: Ein seniorengerechtes Badezimmer erfordert besondere Aufmerksamkeit. Eine bodengleiche, großzügige Dusche, rutschfeste Böden und Haltegriffe sorgen für Sicherheit. Ein mit dem Rollstuhl unterfahrbarer Waschtisch, gut platzierte Armaturen und ausreichende Beleuchtung helfen, das Badezimmer sicher und komfortabel zu nutzen.

Spezialisierte Ausstattung für Komfort und Sicherheit

Bei einer altersgerechten Wohnungsausstattung spielen natürlich auch Sicherheitsaspekte und ein erhöhter Komfort eine wichtige Rolle. Eine durchdachte Kombination dieser Ausstattung kann ein sicheres und bequemes Umfeld schaffen, das den Alltag älterer Menschen erheblich erleichtert. Hier sind einige zentrale Punkte:

Eine der häufigsten Unfallursachen im Alter sind Stürze. Daher muss die Ausstattung so gewählt werden, dass das Risiko minimiert wird. Das gelingt etwa durch rutschfeste Bodenbeläge, Haltegriffe und Stützsysteme, vor allem in Badezimmern und an Übergängen sowie Treppenlifte.

Auch eine gut durchdachte Beleuchtung ist für die Sicherheit wichtig. Beleuchtungen, die durch Bewegungsmelder gesteuert sind, in Fluren und Treppenhäusern sowie am Hauseingang sind besonders praktisch und minimieren Stolperfallen. Zur zusätzlichen Orientierung helfen kleine, in den Boden oder Wände integrierte LED-Leuchten.

Hausnotrufsysteme ermöglichen es den Bewohnern, in Notfällen (etwa bei einem Sturz) schnell Hilfe zu rufen. Oft kann ein Knopf an einem Armband oder einer Kette getragen werden, der auf Knopfdruck Notrufe absetzt.

Nutzung von smarten Technologien für Senioren

Systeme, die Licht, Heizung, Rollläden oder sogar Türen automatisieren, bieten großen Komfort. Diese können über Sprachsteuerung oder Smartphone-Apps gesteuert werden. In vielen Smart-Home-Systemen kann eine Notfallautomatik integriert werden, die in kritischen Situationen automatisch reagiert. So kann zum Beispiel bei einem Rauchmelder-Alarm die Feuerwehr verständigt werden.

Bauprozess und Ausführung

Das altersgerechte Planen und Bauen ist ein wesentlicher Bestandteil des barrierefreien Bauens und zielt darauf ab, Wohnungen und Häuser so zu gestalten, dass sie den speziellen Bedürfnissen älterer Menschen gerecht werden. Dies ermöglicht es den Bewohnern, auch bei körperlichen Einschränkungen möglichst lange selbstständig zu leben. Ein sorgfältiger Planungs- und Bauprozess ist entscheidend, um diese Ziele zu erreichen. Hier sind die wichtigsten Schritte des Bauprozesses.

PhaseBeschreibung
1.Planungsphase

Die Planungsphase ist entscheidend, um die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner zu analysieren und sicherzustellen, dass alle relevanten Normen und Standards eingehalten werden. Zunächst einmal geht es um die Bedarfsermittlung. So haben ältere Menschen unterschiedliche Bedürfnisse in Bezug auf Mobilität, Seh- und Hörvermögen sowie kognitive Fähigkeiten. Diese sollten in der Planung berücksichtigt werden. Zudem sollten die Architekten in der frühen Planungsphase sicherstellen, dass alle Bereiche des Hauses barrierefrei zugänglich sind, das heißt, ohne Schwellen oder Stufen, breite Türen und einfache Bedienbarkeit von Lichtschaltern und Steckdosen.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Planungsphase sind die rechtlichen Anforderungen und Normen. Hier kommt die DIN 18040-2 ins Spiel, diese Norm regelt das barrierefreie Bauen im Wohnungsbau und stellt sicher, dass bauliche Barrieren minimiert werden. Zudem gibt es Förderprogramme und Zuschüsse, die speziell für barrierefreies und altersgerechtes Bauen bereitgestellt werden, unter anderem durch die KfW-Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau).

Außerdem sollte auf Flexibilität geachtet werden, das heißt, die Wohnungen sollten so geplant werden, dass sie sich an die sich verändernden Bedürfnisse der Bewohner anpassen lassen, etwa durch nachträglichen Einbau von Haltegriffen, Rampen oder Treppenliften.

2. Bauprozess

Nach der Planungsphase kann nun die Bauphase beginnen. Auch hier sind wieder einige Punkte zu beachten.

Rutschfeste Materialien: Fußböden in Bad und Küche sollten rutschfest sein, um das Sturzrisiko zu minimieren.

Ergonomische Beschläge: Tür- und Fenstergriffe sowie Armaturen sollten leicht bedienbar sein, um den Kraftaufwand für ältere Menschen zu reduzieren.

Barrierefreier Zugang: Es sollte keine Stufen geben, die den Zugang zum Haus oder zu den verschiedenen Räumen erschweren. Eine Rampe kann eine gute Lösung für den Außenbereich sein.

Aufzüge und Lifte: In Mehrfamilienhäusern oder mehrstöckigen Wohnungen sind Aufzüge oder Treppenlifte eine notwendige Investition, um den Zugang zu allen Etagen zu ermöglichen.

Bodengleiche Duschen: Diese bieten Sicherheit und Komfort, da sie ohne Hindernisse betreten werden können.

Haltegriffe: An strategischen Punkten wie neben der Toilette, dem Waschbecken und in der Dusche sollten stabile Haltegriffe montiert werden.

Erhöhte Toiletten: Eine erhöhte Sitzhöhe erleichtert das Hinsetzen und Aufstehen.

Notrufsysteme: In altersgerechten Wohnungen sollten Notrufsysteme integriert sein, die den Bewohnern in Notfällen schnell Hilfe ermöglichen.

Automatisierung und Smart Home: Systeme zur automatischen Steuerung von Licht, Rollläden und Heizung sind hilfreich, um den Alltag zu erleichtern.

3. Kontroll- und AbnahmephaseNach Abschluss der Bauarbeiten erfolgt die Abnahme. Hier wird geprüft, ob alle Maßnahmen entsprechend den Planungsanforderungen umgesetzt wurden und ob die barrierefreien und altersgerechten Aspekte wie vorgesehen funktionieren.

Zertifizierungen und Fördermöglichkeiten

Beim altersgerechten und barrierefreien Umbau eines Hauses oder einer Wohnung gibt es mehrere finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten.

1. Zuschuss durch die Pflegekasse

Pflegebedürftige Personen können einen Zuschuss von bis zu 4.000 Euro für Maßnahmen zur „Barrierereduzierung“ erhalten. Dieser Zuschuss wird einmalig gewährt und dient dazu, die Lebenssituation des Versicherten zu verbessern. Wird eine erneute Anpassung aufgrund veränderter Bedürfnisse notwendig, kann ein weiterer Zuschuss in Anspruch genommen werden.

2. KfW-Förderung

Die KfW-Bank bietet zwei Optionen:

Zinsvergünstigter Kredit bis zu 50.000 Euro

Investitionszuschuss von bis zu 6.250 Euro pro Wohneinheit. Wichtig: Die Förderung muss vor Beginn der Bauarbeiten beantragt werden und die Baumaßnahmen müssen den KfW-Vorgaben entsprechen.

3. Regionale Förderprogramme

Viele Bundesländer und Kommunen bieten eigene Förderprogramme für barrierefreien Wohnungsumbau an. Informationen dazu finden Sie in der Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi).

Lebenslanges Wohlbefinden und Nachhaltigkeit

Beim altersgerechten Bauen und Wohnen spielt vor allem die Lebensqualität eine wichtige Rolle. Hier gibt es verschiedene Schwerpunkte.

1. Ein nachhaltiges Zuhause

Das Ziel ist es, ein Zuhause zu schaffen, das sowohl körperliches als auch geistiges Wohlbefinden unterstützt und gleichzeitig umweltfreundlich ist. So ist die Verwendung von ökologischen, langlebigen Materialien wie Holz oder recycelbaren Baustoffen ein relevanter Aspekt ebenso wie Energieeffizienz. Im eigenen Haus zahlen sich immer Investitionen in eine gute Wärmedämmung, Solaranlagen und energiesparende Geräte aus, da diese langfristig die Energiekosten senken und die Umwelt schonen. Hinzu kommt ein gesundes Raumklima durch natürliche Belüftung oder auch schadstofffreie Farben und Möbel. Um ein lebenslanges Wohnen und Wohlbefinden im eigenen Haus zu gewährleisten, geht es aber am Ende nicht ohne eine barrierefreie Gestaltung.

2. Einrichtung und Dekoration

Nicht vergessen werden darf natürlich auch die Einrichtung und Dekoration. Sessel und Betten mit optimaler Höhe und Unterstützung erleichtern die Bewegungen im Alltag. Zudem sollten die Möbel nicht nur ästhetisch ansprechend sondern auch funktional sein. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass deren Stauräume leicht zu erreichen sind oder alle Sitzmöglichkeiten über eine stabile Armlehne verfügen. Ein paar ausgewählte Dekorationsstücke, am besten auch mit persönlichem Bezug, sorgen für Gemütlichkeit und machen das Zuhause aus.  

3. Gemeinschaft und soziales Engagement

Außerdem ist ein stabiles, soziales Umfeld von enormer Bedeutung, vor allem für ältere Menschen. Soziale Kontakte und aktive Gemeinschaften tragen wesentlich zur Lebensqualität im Alter bei. Wohnmodelle wie Mehrgenerationenhäuser oder gemeinschaftliche Wohnanlagen etwa fördern den Austausch zwischen den Bewohnern und stärken das soziale Miteinander. Es gibt auch Initiativen, bei denen sich Nachbarn gegenseitig unterstützen und so ein enges soziales Netzwerk schaffen.

Fazit

Altersgerechtes Bauen und Planen bedeutet, ein Zuhause zu schaffen, das flexibel und zukunftssicher ist. Durch eine vorausschauende Planung, die auf Barrierefreiheit, Sicherheit, Komfort und Nachhaltigkeit setzt, kann ein Haus oder eine Wohnung zu einem Ort werden, in dem man auch im hohen Alter selbstbestimmt und mit hoher Lebensqualität leben kann. Die Integration sozialer Aspekte, moderne Technologien und eine nachhaltige Bauweise machen ein solches Zuhause zu einer lohnenden Investition in die Zukunft.

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