Feuerwiderstandsklassen

Grundsätzlich werden Bauteile in Feuerwiderstandsklassen eingeteilt. So lässt sich auf den ersten Blick erkennen, wie lange das Bauteil einem Brand standhalten kann. Mit dem folgenden Artikel möchten wir unter anderem die Unterschiede zwischen der deutschen und der europäischen Norm näher erläutern. Des Weiteren möchten wir aufzeigen, ob die Feuerwiderstandsklassen sich auf die Baukosten auswirken.

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Was sind Feuerwiderstandsklassen und wofür werden sie verwendet?

Feuerwiderstandsklassen werden von Experten auch als Brandschutzklassen bezeichnet. Um Bauteile nach ihrer Feuerwiderstandsdauer einteilen zu können, werden sie in Feuerwiderstandsklassen eingestuft. Dies bedeutet, dass die Zahlen angeben, wie viele Minuten das Bauteil, also eine Wand oder eine Decke dem Feuer standhalten kann.

Aufgrund der entsprechenden Normen und der gültigen Vorschriften müssen ein paar wichtige Dinge beachtet werden.

Im Brandschutzkonzept eines Gebäudes werden die Vorgaben zu den Feuerwiderstandsklassen je Bauteil bzw. pro Baustoff festgehalten. Diese Werte müssen zwingend eingehalten werden, damit das Gebäude nach dem Bauen erfolgreich abgenommen werden kann.

Welche Kriterien bestimmen die Feuerwiderstandsklassen?

Wie bereits erwähnt, gibt die Feuerwiderstandsklasse Auskunft über die Feuerwiderstandsdauer eines Bauteils. Allerdings ist die Feuerwiderstandsklasse von verschiedenen Einflüssen und Faktoren abhängig.

  • Brandbeanspruchung (Brand einseitig oder mehrseitig)

  • Verwendeter Baustoff oder Baustoffverbund

  • Bauteilabmessungen wie zum Beispiel Querschnitt, Schlankheit, Achsabstände usw.

  • Bauliche Ausbildung – Befestigungen, Fugen, Verbindungsmittel, Halterungen, Auflager, Anschlüsse usw.

  • Statisches System (Einspannungen, Lastabtragung, statisch bestimmte bzw. unbestimmte Lagerung)

  • Ausnutzungsgrad der Festigkeit der verwendeten Baustoffe

  • Anordnung von Bekleidungen (Putze, Unterdecken, Vorsatzschalen, Ummantelungen usw.)

Zudem macht es einen Unterschied, ob nach der deutschen oder der europäischen Norm die Feuerwiderstandsklassen eingeteilt sind.

Die wesentlichen Leistungskriterien nach der deutschen Norm DIN 4102-2 sind

  • Tragfähigkeit

  • Raumabschluss

  • Wärmedämmung des Bauteils

Wenn nur eines der Kriterien nicht mehr zutrifft, dann gilt der Feuerwiderstand als gebrochen.

Für die europäische Norm nach DIN EN 13501-2 gelten deutlich mehr Kriterien. Dazu gehören:

  • Tragfähigkeit

  • Raumabschluss

  • Wärmedämmung

  • Wärmestrahlung

  • Mechanische Stabilität

  • Rauchdurchlässigkeit

  • Selbstschließende Eigenschaft

  • Energieversorgung

Wie werden Feuerwiderstandsklassen zertifiziert?

Für die Einteilung der Feuerwiderstandsklassen gibt es zwei geltende Normen. Im Folgenden möchten wir die Unterschiede zwischen der deutschen DIN 4102 – 2 (Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen) und der europäischen DIN EN 13501 – 2 (Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten) genauer betrachten.

Klassifizierung nach DIN 4102-2

In der DIN 4102 – 2 wird zwischen fünf verschiedenen Feuerwiderstandsklassen von 30 Minuten bis 180 Minuten unterschieden. Vor jeder Feuerwiderstandsklasse steht in der DIN 4102 – 2 ein Buchstabe, der die Art des Bauteils beschreibt. Die Zahl gibt gemäß der DIN 4102 an, für wie viele Minuten das Bauteil oder der Baustoff seine Funktionsfähigkeit im Brandfall beibehält. Im Rahmen der DIN 4102 wird immer abgerundet. Dies bedeutet, dass ein Bauteil mit 50 Minuten Feuerwiderstandsfähigkeit gemäß DIN 4102 nur in Klasse F 30 und nicht in Klasse F 60 eingeordnet wird.  

Um die Bewertung im Rahmen der DIN 4102 durchzuführen, werden die Kriterien Tragfähigkeit, Raumabschluss und Wärmedämmung herangezogen. Dies bedeutet, dass die Bauteile für den angegebenen Zeitraum tragfähig bleiben, kein Feuer und keinen Rauch durchlassen und sich auf der anderen Seite der Dämmung die Temperatur nicht erhöht. Die Kriterien der DIN 4102 müssen immer zusammen betrachtet werden. Fällt nur ein Kriterium aus, gilt die Feuerwiderstandsklasse nicht mehr.

Feuerwiderstandsklasse Funktionserhalt über bauaufsichtliche Benennung
F 30 30 Minuten feuerhemmend
F 60 60 Minuten hoch feuerhemmend
F 90 90 Minuten feuerbeständig
F 120 120 Minuten hoch feuerbeständig
F 180 180 Minuten höchst feuerbeständig

Geht es um den Brandschutz bei Dämmungen, kommt in erster Linie die DIN 4102 – 1 zum Tragen. Die verschiedenen Dämmstoffe werden hiervon nicht brennbar (A 1) bis leicht entflammbar (B 3) eingeordnet.

Im Rahmen der DIN 4102 – 2 gibt es verschiedene Kennbuchstaben für die Feuerwiderstandsklassen je nach Bauteil. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die verschiedenen Kennbuchstaben.

Kennbuchstabe Bauteile
F Wände, Decken, Stützen, Unterzüge, Treppen
G Brandschutzverglasungen, Fenster
I Isolationsschächte und -kanäle
K Absperrvorrichtungen für Lüftungsleitungen
L Lüftungskanäle und -leitungen
R Rohrabschottungen und -durchführungen
S Kabelabschottungen
T Feuerschutzabschlüsse (Türen, Tore, Rollläden)
W nicht tragende Außenwände

Klassifizierung nach DIN EN 13501-2

Auf europäischer Ebene gibt es ein eigenes Klassifizierungssystem für die Feuerwiderstandsklassen. Die Rede ist hier von DIN EN 13501 – 2. Jedoch gilt die europäische Norm DIN EN 13501 immer parallel zur deutschen DIN 4102.

In der DIN EN 13501 – 2 wird der Feuerwiderstand ebenfalls in Minuten angegeben. Es gibt hier im Vergleich mit der deutschen DIN, die nur fünf Zeitstufen nutzt, neun unterschiedliche Zeitstufen:

  • 15

  • 20

  • 30

  • 45

  • 60

  • 90

  • 120

  • 180

  • 240

Gleiches gilt für die Anzahl der Leistungskriterien, die ebenfalls höher als bei der deutschen Norm sind.

Die Leistungskriterien sehen in der DIN EN 13501 – 2  folgendermaßen aus:

Kennbuchstabe Leistungskriterium Anforderung
R Tragfähigkeit kein Verlust der Standsicherheit
E Raumabschluss Verhinderung von Feuer- und Gasdurchtritt
I Wärmedämmung Begrenzung Wärmeübertragung andere Seite
W Wärmestrahlung Begrenzung Wärmestrahlung andere Seite
M Mechanische Stabilität Stabilität Stoßbeanspruchung
S Rauchdurchlässigkeit Begrenzung Rauchdurchlässigkeit
C Selbstschl. Eigenschaft selbstschl. Türen, Fenster, Tore
P Energieversorgung Aufrechterhaltung Energieversorgung

Vergleich der Normen

Die Klassifizierung der DIN EN 13501 ist im Vergleich mit DIN 4102 deutlich genauer und differenzierter. Dies bedeutet aber auch, dass die DIN EN 13501 dadurch komplizierter wird.

Im direkten Vergleich haben die beiden Normen die folgenden Unterschiede:

  • Zeitstufen – In der deutschen Norm gibt es nur fünf Zeitstufen, während die europäische Norm mit nun Zeitstufen arbeitet.

  • Leistungskriterien – Die deutsche Norm hat drei Leistungskriterien, während in der europäischen Norm noch weitere Kriterien wie zum Beispiel Wärmestrahlung, mechanische Stabilität und andere hinzukommen.

  • Bewertung der Leistungskriterien – In der europäischen Norm können die Leistungskriterien isoliert betrachtet werden. Anders sieht dies bei der deutschen Norm aus. Fehlt in der deutschen Norm nur ein Leistungskriterium, dann gilt die Feuerwiderstandsklasse sofort als gebrochen.

Wie können Feuerwiderstandsklassen bei der Gebäudeplanung berücksichtigt werden?

Wie gefährlich ein Brand innerhalb eines Gebäudes sein kann, müssen wir an dieser Stelle nicht extra ausführen. Gerade wenn es bei einem Brand um Menschenleben geht, müssen schon bei der Gebäudeplanung und deren Umsetzung besondere Vorgehensweisen beachtet werden. Erst wenn alle Systeme in ihrer Wirksamkeit zum Brandschutz überprüft sind, darf die eigentliche Nutzung des Gebäudes aufgenommen werden. Aus diesem Grund sind spezielle Brandschutzkonzepte bei der Gebäudeplanung zu berücksichtigen. Diese Konzepte enthalten alle Maßnahmen, die bei einem Brand den Schutz von Mensch, Tier und Gütern beinhalten und die Löscharbeiten ermöglichen. Bei jeder Nutzungsänderung des Gebäudes müssen die Feuerwiderstandsklassen neu angepasst werden. Die Fachplaner übernehmen hiermit eine große Verantwortung. Aus diesem Grund schreibt der Gesetzgeber bei jeder Gebäudeplanung klare Schutzziele vor, die in jedem Fall eingehalten werden müssen, sonst wird die Abnahme des Gebäudes verweigert.  

Welche Auswirkungen haben Feuerwiderstandsklassen auf die Baukosten?

Je nach Art des Gebäudes wirken sich die Feuerwiderstandsklassen deutlich auf die Baukosten aus. Damit die Anforderungen aus der deutschen und europäischen Norm erfüllt werden können, ist es oftmals nötig, dass hochwertigere Bauteile und Baustoffe zum Einsatz kommen. Das kann in der Folge dazu beitragen, dass die Baukosten dementsprechend ansteigen.

Fazit zu Feuerwiderstandsklassen

Sowohl die deutschen Feuerwiderstandsklassen nach DIN 4102 als auch die europäischen Feuerwiderstandsklassen nach DIN EN haben Bestand. Beide Normen laufen in der Regel parallel. Auch wenn die europäische Norm komplexer ist, ist man mit ihr deutlich flexibler bei den Feuerwiderstandsklassen. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen Experten sogar davon aus, dass die deutsche Norm DIN 4102 – 2 von der europäischen Norm abgelöst wird. Dann haben nur noch die Feuerwiderstandsklassen nach DIN EN 13501 Gültigkeit.

FAQs zum Thema Feuerwiderstandsklassen

Feuerwiderstandsklassen geben an, wie lange Bauelemente wie Wände, Decken oder Türen einer Feuereinwirkung widerstehen können, bevor sie ihre strukturelle Integrität verlieren. Diese Klassifizierung ist entscheidend, um die Brandsicherheit von Gebäuden zu gewährleisten und Menschen sowie Eigentum vor den Auswirkungen von Bränden zu schützen.

Die Bestimmung und Zertifizierung von Feuerwiderstandsklassen erfolgt gemäß nationalen oder internationalen Normen, je nach Region. Prüfinstitute führen standardisierte Tests durch, bei denen Bauelemente hohen Temperaturen und direkter Flamme ausgesetzt werden. Die Ergebnisse dieser Tests bestimmen die Feuerwiderstandsdauer und somit die Zuordnung zu spezifischen Klassen.

Feuerwiderstandsklassen sind von zentraler Bedeutung, um Gebäude sicherer zu machen. Sie helfen dabei, den Brandschutz zu planen und sicherzustellen, dass Bauelemente den erforderlichen Standards entsprechen. Je nach Nutzung eines Gebäudes können unterschiedliche Anforderungen an die Feuerwiderstandsklassen gestellt werden.

Ja, es gibt Unterschiede zwischen nationalen und internationalen Standards bezüglich der Klassifizierung von Feuerwiderstand. Jedes Land kann eigene Normen und Klassifizierungssysteme haben. Es ist wichtig, die lokalen Bauvorschriften zu kennen und sicherzustellen, dass Bauelemente den jeweiligen nationalen oder regionalen Standards entsprechen.

Bei der Planung von Gebäuden spielen Feuerwiderstandsklassen eine entscheidende Rolle, insbesondere in Bezug auf Sicherheit und Gesundheit. Architekten und Bauingenieure müssen sicherstellen, dass Bauelemente den erforderlichen Feuerwiderstand bieten, um die Ausbreitung von Bränden zu begrenzen und ausreichend Zeit für Evakuierungsmaßnahmen zu gewährleisten.

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