Barrierefrei bauen

Schon in jungen Jahren sollte beim Hausbau die Frage gestellt werden, ob alle Bereiche im Eigenheim erreicht und genutzt werden können, denn dies steht für Lebensqualität. Auch wenn in Deutschland das Thema barrierefrei Bauen noch nicht zum Standard gehört, sollten Bauherren davor nicht zurückschrecken. Der behindertengerechte Wohnraum ist nicht nur zweckmäßig, sondern bietet auch Komfort. Wir möchten über barrierefreies Bauen informieren sowie auf die Ansprüche, Vorteile und die Umsetzung eingehen.

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Was bedeutet barrierefreies Bauen?

Im nachstehenden Video sehen Sie ein Beispiel für einen Barrierefreien Bungalow, geplant von Michael Lippl

Barrierefrei Bauen erleichtert Personen mit besonderen Bedürfnissen den Alltag. Das komplette Haus oder die Wohneinheit können von Menschen mit Behinderungen der verschiedensten Arten genutzt werden. Zu den Einschränkungen gehören neben der Hör- und Sehbehinderung auch die Einschränkung der Mobilität, das Alter und die damit verbundenen kognitiven Behinderungen. Erst wenn all diese Bedürfnisse innerhalb des Wohnraums im Einklang sind, kann von Barrierefreiheit und behindertengerecht gesprochen werden.

Schon bei der Planung muss an die besonderen Bedürfnisse gedacht werden, da schon Rohbau und Fundament entscheidend für barrierefreies Bauen sind. Es geht dabei nicht nur um das Überwinden von Barrieren, also Türschwellen und Treppen, da barrierefreies Bauen kein Extra ist, sondern einen eigenen Standard darstellt.

Der Begriff barrierefreies Bauen unterliegt strengen Auflagen, die gesetzlich in der DIN 18040 verankert sind. In dieser DIN wird unter anderem festgelegt, wie breit Durchgänge und wie groß Wenderäume sein müssen. In den DIN-Normen wird des Weiteren festgelegt, welche Pflaster- und Plattenbelege verwendet und wie Rampen gestaltet sein müssen. So darf das Gefälle vor der Haustür maximal 3 % betragen und Fliesen dürfen keine Fugen, Dellen oder Beulen haben, die mehr als 2 Zentimeter breit sind.

Was gehört zu einem barrierefreien Zuhause?

Häuser und Wohnungen sind von Grund auf verschieden und doch gibt es überall die typischen Problembereiche. Diese Bereiche stellen Barrieren für Menschen mit Behinderungen dar.

Aus diesem Grund hat die Kreditbank für Wiederaufbau (KfW) auch den Standard „Altersgerechtes Haus“ geschaffen. Doch dieser Standard gilt nicht nur für das Alter, sondern auch für Menschen mit Behinderungen jeglicher Art, welches selbstbestimmt, also barrierefrei in ihrem Zuhause leben möchten.

Hauseingang

Nicht selten stellt schon der Zugang zur Immobilie oder zur Wohneinheit ein Problem dar. Für barrierefreies Bauen ist es wichtig, dass der Eingang sowohl stufen- als auch schwellenlos ist. Außerdem muss er genügend Platz bieten. Mit zusätzlichen Rampen kann der Zugang erleichtert werden. Dies hilft nicht nur Menschen im Rollstuhl, sondern auch Familien mit Kinderwagen. Schlösser und Klinken müssen leichtgängig sein. Eventuell sollte ein automatischer oder kraftunterstützender Türöffner eingebaut werden. Dies hilft schon beim Hereintragen der Einkäufe.

Raumaufteilung

Damit Bewohner sich in Küche, Bad und anderen Räumen frei bewegen können und diese weiterhin nutzbar bleiben, müssen sehr oft Wände versetzt werden. Bei einer bestehenden Immobilie bedeutet dies ein größerer Umbau. Bei der Planung vor dem Hausbau kann diese Barrierefreiheit direkt bedacht werden.

Flure müssen eine Breite von 120 cm haben. Wendeflächen werden in der Norm mit 150 x 150 cm bezeichnet. In Küche und Bad muss vor den Armaturen ein freier Platz von 150 cm sein, sodass ein leichter Zugang mit Rollator oder Rollstuhl möglich ist.

Treppen und Stufen

Nicht nur der Zugang zum Wohnraum wird durch Schwellen, Stufen und Absätze erschwert. Diese Barrieren fallen vielen schon beim Hereintragen des Großeinkaufs auf. So wird für Ältere und für Menschen mit einer Gehbehinderung die Treppe schnell zum riesigen Hindernis. Wichtig sind hier Handläufe ohne Unterbrechungen und in jedem Fall rutschfeste Stufen.

Fahrstuhl

Ist die Immobilie oder der Wohnraum nicht ebenerdig oder kann entsprechend geplant werden, ist es am einfachsten, wenn Höhenunterschiede zwischen den Etagen mit einem Fahrstuhl oder einem Treppenlift überwunden werden können. Dies sorgt dafür, dass der Wohnraum barrierefrei wird.

Türen und Fenster

Türen müssen schwellenfrei sein, denn nur eine Erhebung bis zu 20 mm ist erlaubt. Die gesetzliche Normbreite für Türen liegt bei mindestens 90 cm. Zudem müssen Türklinken gut erreichbar sein. Dies bedeutet, dass diese für Rollstuhlfahrer in einer Höhe von 85 bis 105 cm angebracht werden müssen.

Fenster müssen groß und niedrig sein, sodass auch im Sitzen ein Blick ins Freie möglich ist. Räume, die mit Sonnenlicht durchströmt werden, sorgen für Lebensqualität und Sicherheit. Durch eine gute Belichtung wird nicht nur die Stimmung gehoben, sondern auch das Unfallrisiko gesenkt.

Fenster sollten sich anstatt manuell automatisch öffnen lassen. Dies funktioniert mit sehr gut mit automatischen Fenster- und kraftunterstützenden Türöffnern. Der Bauherr kann dies direkt bei der Planung berücksichtigen.

Badezimmer

Gerade die tägliche Hygiene soll nach Möglichkeit ein ganzes Leben lang autonom und barrierefrei erfolgen. Ein Badezimmer kann in vielerlei Hinsicht barrierefrei gestaltet werden, dabei muss es nicht gleich an ein Krankenhaus erinnern.

Das Badezimmer ohne Barrieren ist nicht nur Erleichterung für Ältere und Menschen mit Verletzungen, sondern ist auch eine große Hilfe für die ambulante Pflege. Spiegel und Waschbecken haben eine niedrige Nutzerhöhe, damit sie sich leicht bedienen lassen. Die bodengleiche Dusche sorgt nicht nur im Alter für Komfort. Ebenso wichtig im Badezimmer sind rutschfeste und trittsichere Fliesen. Außerdem sollte an eine Sitzgelegenheit und an Haltegriffe gedacht werden. Wichtig beim barrierefreien Badezimmer ist ausreichend Platz um WC, Dusche und Waschbecken.

Balkon und Terrasse

Balkon und Terrasse gehören zu den Highlights beim Wohnen. Doch oftmals gleicht der Weg dahin einer Stolperfalle, die nicht eigenständig überwunden werden kann. Daher muss der Weg nach draußen in jedem Fall schwellenlos bzw. barrierefrei sein. Eine Schiebetür aus Glas sorgt für zusätzlichen Komfort.

Stellplätze

Wege vom Hauseingang zur Garage oder zum Stellplatz bzw. zu den Mülltonnen müssen stufenlos zu bewältigen sein. Zusätzlich muss ein Platz für Gehhilfen und Rollstühle vorhanden sein.

Kommunikation

Gerade für Menschen mit Einschränkungen ist das Smart Home eine große Erleichterung. Mit den zahlreichen Assistenzsystemen können viele Funktionen im Haus oder der Wohnung gesteuert werden. Nicht nur die Beleuchtung, sondern auch die Heizung und die Türsprechanlage lassen sich mit Smart ‚Home Systemen bequem bedienen.

Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist ein Notrufsystem, von dem aus dem ganzen Haus Alarm gegeben werden kann.

Kosten für barrierefreies Bauen

Soll eine Wohnung oder eine Immobilie von Anfang an barrierefrei nach DIN 18040-2 gebaut werden, belaufen sich die Mehrkosten im Vergleich zum normalen Hausbau auf gerade 1 % der Baukosten. Pro Wohneinheit bedeutet barrierefrei zu bauen ein Mehraufwand von ca. 1.600 Euro.

Bei einem Neubau kann die DIN 18040 besser umgesetzt werden, da bei der Planung die Fläche und der Grundriss direkt rollstuhl-/behindertengerecht konzipiert werden kann. Es entsteht kein baulicher Mehraufwand, denn barrierefreies Bauen ist nur eine Frage der Planung.

Beim barrierefreien Neubau lassen sich teure Umbaumaßnahmen später vermeiden. Dazu gehören

  • Verbreiterung der Türen
  • Fenstervergrößerung bzw. Fensterversetzung
  • Installation von Rampen bzw. ein Gefälleausgleich
  • Schwellen abbauen
  • Versetzung von Steckdosen
  • Treppengeländer mit speziellen Handläufen
  • Rutschfeste Böden

Kosten für barrierefreies Umbauen

Das Umbauen von vorhandenen Wohnungen oder eines Hauses sind deutlich kostenintensiver. Es müssen Türen nachträglich verbreitert oder gar Fahrstühle eingebaut werden. Aus Platzmangel ist die DIN 18040 oft nur schlecht umsetzbar. Für die Barrierefreiheit muss beim Umbau mit einem hohen Kostenaufwand von rund 19.100 Euro pro Wohneinheit gerechnet werden.

Förderung für barrierefreies Bauen

Für das barrierefreie Bauen bei Gebäuden stehen verschiedene Förderungen zur Wahl. Muss eine bestehende Wohnung aufgrund eines akuten Falls barrierefrei umgebaut werden, sollte direkt bei der Krankenkasse angerufen werden. Dort werden eventuelle Zuschüsse bezahlt und die entsprechenden Bedingungen genannt. An den Maßnahmen beteiligt sich zusätzlich auch die Pflegekasse oder die Pflegeversicherung mit zu 4.000 Euro, wenn dadurch das Zuhause für die Nutzer verbessert wird.

Beim altersgerechten Umbau von Wohnungen fördert die KfW-Bank Maßnahmen mit einem günstigen Kredit von bis zu 50.000 Euro. Sofern die Wohneinheit bzw. das Gebäude nach dem Umbau den KfW-Standard Altersgerechtes Haus erfüllt, der weitestgehend aus der DIN 18040 hervorgeht, gibt es von der KfW 12,5 % der Kosten oder maximal 6.250 Euro.

Weitere Möglichkeiten möchten wir im Folgenden erläutern.

Kredit

Wie bereits erwähnt beteiligt sich die KfW-Bank an den Umbaumaßnahmen zum barrierefreien Wohnen mit einem günstigen Kredit.

Zusammengefasst bedeutet dies:

  • Barrieren im Haus oder Wohnung reduzieren
  • Einbruchschutz
  • Kauf einer Barriere reduzierten Wohnung
  • Kredithöhe: 50.000 Euro
  • Kredit ist altersunabhängig
  • Optional gibt es einen einmaligen Zuschuss von 6.250 Euro

Baudarlehen des Landes

Auch das Land beteiligt sich am barrierefreien Bauen für Gebäude. Dafür gilt:

  • Gemäß Wohnraumfördergesetz (WoFG)
  • Je nach Bundesland verschieden
  • Voraussetzung ist der Neubau oder der Erwerb einer barrierefreien Hauptwohnung
  • Zusätzlich gibt es eine Förderung bei einer Behinderung

Unterstützung des Sozialamts und der Pflegeversicherung

Sozialamt und Pflegeversicherung unterstützen ebenfalls das barrierefreie Bauen.

Für die Pflegeversicherung gilt in diesem Zusammenhang:

  • Reduzierung von Barrieren
  • Voraussetzung ist ein Pflegegrad
  • Erstförderung von 4.000 Euro
  • Bei einer Erhöhung des Pflegegrades zusätzlich 4.000 Euro

Für das Sozialamt gilt in diesem Zusammenhang:

  • Behindertengerechte Anpassung
  • Zuschuss bzw. Darlehen sind Vermögens- und einkommensabhängig
  • Gilt auch für schwerbehinderte Arbeitnehmer

Vor- und Nachteile von barrierefreiem Bauen

Das barrierefreie bauen hat sowohl Vor-als auch Nachteile. Im Folgenden ein Überblick.

Vorteile

  • Zukunftsorientiertes und behindertengerechtes bauen
  • Bietet auch Nutzern ohne Einschränkungen eine hohe Lebensqualität und mehr Komfort
  • Barrierefreies Bauen eignet sich für die Altersvorsorge
  • Die Materialkosten sind beim Neubau sind nicht viel höher
  • Behindertengerechte Immobilien erzielen eine hohen Wiederverkaufswert

Nachteile

  • Firmen speziell zum barrierefreien Bauen sind meist teuer
  • Erforderlich ist eine langfristige Planung
  • Benötigt wird ein Fachplaner und/oder ein Architekt

Unser Fazit zum barrierefreien Bauen

Das barrierefreie Bauen ist schlichtweg eine Frage der Planung. Wenn eine vorhandene Wohnung oder ein Haus barrierefrei umgestaltet werden musss, dann ist dies sehr kostenintensiv. Oftmals muss dabei in die Bausubstanz eingegriffen werden. Die Planung erfordert in der Regel die Hilfe eines Architekten. Im Leitfaden für barrierefreies Bauen können alle Maßnahmen im Einzelnen nachgelesen werden, sodass das Planen einfacher wird. Eine gute Nachricht für alle, die das barrierefreie Bauen planen, sowohl der Umbau als auch der Neubau werden gefördert.

Ein barrierefreies Haus zu bauen gilt als Gewinn für alle künftigen Bewohner unabhängig vom Alter oder deren Lebensphase. Durch das barrierefreie Bauen erhöht sich nicht nur für Senioren, sondern auch für Menschen mit Kindern und Menschen mit Einschränkungen der Wohnkomfort deutlich. Wird die Barrierefreiheit schon bei der Planung eines Hauses mithilfe eines Architekten einbezogen, dann erspart dies später teure Umbaumaßnahmen. Somit handelt es sich beim barrierefreien Bauen um nachhaltiges und zukunftsorientiertes Bauen, das allen Menschen den Zugang und die Nutzung erleichtert. Um die Maßnahmen zum barrierefreien Bauen zu beschleunigen, gibt es eine große Auswahl an verschiedenen Förderprogrammen. Bund und Länder sind der Meinung, dass das barrierefreien Bauen nicht nur ein Gegenwartsprojekt beim Wohnungsbau ist, sondern aufgrund vom demografischen Wandel auch in den nächsten Jahrzehnten immer brisanter wird und ein Beitrag zur Lösung von verschiedenen Problemen im Wohnungsbau darstellt. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren in Deutschland weitere Verordnungen und Regelungen in Kraft treten, um das Leben in allen Phasen zu erleichtern.

FAQs zum Thema Barrierefrei bauen

Zu den Elementen des barrierefreien Bauens gehören unter anderem:

  • Stufenlose Zugänge: Der Zugang zum Gebäude oder zu einzelnen Räumen sollte ohne Stufen oder mit Rampen möglich sein.
  • Breite Türen und Durchgänge: Türen und Durchgänge sollten breit genug sein, um den Durchgang von Rollstühlen oder Gehhilfen zu ermöglichen.
  • Aufzüge oder Rampen: Mehrstöckige Gebäude sollten über Aufzüge oder Rampen verfügen, um eine barrierefreie vertikale Bewegung zu ermöglichen.
  • Bodenmarkierungen und Kontraste: Taktile Bodenmarkierungen und visuelle Kontraste helfen Menschen mit Sehbehinderungen bei der Orientierung.
  • Barrierefreie Sanitäranlagen: Sanitäranlagen sollten so gestaltet sein, dass sie von Menschen mit Behinderungen oder Mobilitätseinschränkungen leicht zugänglich sind.
  • Ausreichende Bewegungsflächen: Räume sollten groß genug sein, um eine uneingeschränkte Bewegung und Manövrierfähigkeit zu ermöglichen.

Die gesetzlichen Vorschriften für barrierefreies Bauen können von Land zu Land unterschiedlich sein. In vielen Ländern gibt es jedoch Bauvorschriften oder Normen, die bestimmte Standards für barrierefreies Bauen festlegen. Es ist ratsam, sich mit den örtlichen Bauvorschriften oder Normen vertraut zu machen und diese bei der Planung und Umsetzung eines barrierefreien Bauprojekts zu berücksichtigen.

Ja, in vielen Fällen ist es möglich, bestehende Gebäude nachträglich barrierefrei zu machen. Es erfordert jedoch oft umfangreiche Umbaumaßnahmen und Anpassungen, um die erforderlichen Standards zu erfüllen. Die genaue Umsetzbarkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Bausubstanz, dem vorhandenen Platz und den finanziellen Möglichkeiten.

Architekten und Bauherren können barrierefreies Bauen umsetzen, indem sie von Anfang an die Bedürfnisse und Anforderungen von Menschen mit Behinderungen oder Mobilitätseinschränkungen berücksichtigen. Eine enge Zusammenarbeit mit Fachleuten und Experten für barrierefreies Design ist empfehlenswert, um die richtigen Lösungen und Gestaltungsprinzipien zu finden. Eine sorgfältige Planung, regelmäßige Überprüfung der Umsetzung und Schulungen für alle Beteiligten können dazu beitragen, dass ein barrierefreies Gebäude entsteht.

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