Gebäudetyp E

Die Initiative zum Gebäudetyp E, die während der BAU2023 bei einem Pressegespräch des Fachverbands für „vorgehängte hinterlüftete Fassaden e. V. (FVHF)“ mit Planern, Politik und Handwerk fächerübergreifend diskutiert wurde, verspricht großes Potenzial.

So soll nachhaltiges Bauen in Zukunft günstiger, schneller und innovativer werden. Die Initiative der bayerischen Architektenkammer stammt zwar aus Bayern, wird mittlerweile aber auf Bundesebene diskutiert. Was der Gebäudetyp E ist und welche Verbesserungen er verspricht, klären wir in diesem Artikel.

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Was ist der Gebäudetyp E?

Der Geschäftsführer von „Architektur Zwingel/Dilg“ – Florian Dilg – sieht den Spielraum für Bauherren, Architekten und Planer beim Bauen in der heutigen Zeit als zu stark eingeengt. Schuld daran sind zu viele Normen, welche die eigentliche wünschenswerte Innovationsbereitschaft aller Beteiligten hemmt.

Dieses Problem soll der neue Gebäudetyp E lösen, der für „einfach“, „energiebewusst“ und „experimentell“ steht. Er will anhand der geltenden Normen und anerkannten Regeln der Technik einen Gebäudetyp etablieren, der nachhaltiges Bauen innovativer und zugleich schneller und günstiger macht. Gleichzeitig soll er natürlich auch gesetzeskonform für Planer, Verarbeiter und Bauherren werden.

Definition und Charakterisierung

Ziel ist es, dass sich die Bauherren mit dem Bauplaner vor Baubeginn über die Ziele und die Umsetzung des Projekts sorgfältig austauschen und dabei auch die ausführenden Unternehmen miteinbeziehen. Das unterscheidet den Gebäudetypen E erst mal nicht groß von anderen Gebäudetypen. Allerdings werden die vorliegenden Normen als Orientierung verstanden und nicht als in Stein gemeißelt.

Das heißt, Abweichungen sind prinzipiell möglich, um flexibler planen und bauen zu können, sollen die Hürden abgebaut werden. So ist das große Ziel, ein normenreduziertes Planen und Bauen voranzutreiben. Die Normen sollen dabei laut Florian Dilg vorrangig an zwei Stellen aufgebrochen werden.

1.    Zum einen sollen die öffentlich-rechtlichen Anforderungen der Bauordnung, die auf einige einzuhaltende technische Baubestimmungen verweisen, für den Gebäudetyp E nicht mehr verpflichtend sein. Ausgenommen sind davon jedoch die Schutzziele der Bauordnung.

2.    Auf der anderen Seite soll eine Öffnungsklausel im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) das Vorweisen eines mängelfreien Werkes nicht mehr zwingend für den Gebäudetyp E festgeschrieben sein. Damit sollen Planer, Bauherren und ausführende Firmen aus der Haftung freigesprochen werden, falls diese einen anderen Weg gehen möchten.

Ein reduziertes Regelwerk beim Gebäudetyp E soll es den Bauherren und Planern ermöglichen, die Standards, Materialien und Ausführungsdetails aufeinander anzupassen. Das wiederum führt dazu, nachhaltige und sinnvoll gebaute Gebäude zu bezahlbaren Kosten entstehen zu lassen. Die gemeinsame Zielbestimmung sowie eine gute Gestaltung und Abstimmung auf die Nutzerbedürfnisse machen es möglich.

Warum braucht es einen neuen Gebäudetyp?

Häuser und Gebäude zu bauen, ist heutzutage kein leichtes Unterfangen mehr. Mal abgesehen davon, dass die Grundstückspreise immer weiter ansteigen, gerade in Ballungsgebieten, die Roh- und Baustoffe teurer und teurer werden, ebenso wie die Energiekosten, kommt noch der stetig wachsende Fachkräftemangel hinzu. All das führt dazu, dass neuer Wohnraum immer hochpreisiger wird und selbst für große und etablierte Bauträger beziehungsweise Kommunen kaum noch finanzierbar ist.

Hinzukommen die enormen bürokratischen Hürden, die das Bauen komplizierter und teurer machen. Dafür suchte unter anderem die bayerische Architektenkammer einen alternativen Weg. Dass es heutzutage in Deutschland über 3.000 DIN-Normen gibt, welche unterschiedlichste Regelungen zu Bauthemen beinhalten, ist nicht von Vorteil für die ohnehin schwierige Entwicklung des Wohnungsbaus. Zu viele Normen machen den Bau von Gebäuden unnötig kompliziert und das verdeutlicht die Notwendigkeit eines neuen Gebäudetyps.  

Welche Bauvorschriften gelten für Gebäudetyp E?

Das große Ziel des Gebäudetyps E ist es, wenn nötig und mit Augenmaß von den bestehenden Vorschriften und Normen abzuweichen, ohne dabei aber die Schutzziele zu gefährden. So soll nicht das komplette gegenwärtige System über den Haufen geworfen, sondern neue Optionen für Bauherren und Architekten geschaffen werden. Diese werden dann natürlich gemeinsam vereinbart.

Die Schutzziele der Bauordnung, etwa die Standsicherheit, der Brandschutz, Umweltschutz, Wärmeschutz sowie die gesunden Lebensverhältnisse der zukünftigen Bewohner bleiben unberührt. So betont Florian Dilg ausdrücklich, dass ihm Transparenz sehr wichtig für die zukünftige Nutzung und Vermarktung der Gebäude des Gebäudetyps E ist.

Welche Herausforderungen sind typisch für Gebäudetyp E?

Es sollen Abweichungen von Baubestimmungen ermöglicht werden und das bringt natürlich einige Herausforderungen mit sich, so wie es meistens ist, wenn bestehende Regelungen aufgeweicht werden. So soll der Gebäudetyp E mit dem Sonderbau vergleichbar sein und neben den bestehenden Gebäudeklassen der Bauordnung zugeordnet werden.

Das liegt daran, dass der Gebäudetyp E als Gebäude kenntlich gemacht werden muss, welches von den gängigen Standards abweichen kann. Infolgedessen wird er zunächst nur für sachkundige Bauherren, etwa kommunale Wohnbaugesellschaften, zugelassen und nicht für Verbraucherinnen und Verbraucher. Das soll den Verbraucherschutz garantieren.

Ein weiterer Punkt ist, dass allen baurechtlichen Schutzzielen, wie Brandschutz oder Standsicherheit, entsprochen werden muss. Diese mit den Abweichungen der Baubestimmungen in Einklang zu bringen, kann eine Herausforderung sein, ist aber natürlich zwingend notwendig. Die Einhaltung der technischen Baubestimmungen darf zukünftig flexibler gehandhabt werden, insofern es die Bauherren und Architekten ausdrücklich vereinbaren.

Welche Technologien kommen in Gebäudetyp E zum Einsatz?

Prinzipiell soll es erlaubt sein, die technische Ausstattung zu reduzieren, wenn es sich anbietet. So muss in einem hundertjährigen Haus zum Beispiel keine Lüftungsanlage eingebaut werden, die dann nach 15 Jahren vielleicht schon wieder erneuert werden muss. Die Idee ist es, weg von wartungsintensiven Komponenten und hin zu einfachen und langlebigen Materialien zu gelangen. In vielen Fällen ist es nachhaltiger und bringt zudem das meiste Sparpotenzial mit, wenn man nicht zwingend benötigte Dinge einfach weglässt. Die Beschreibung „einfach“, die auf den Gebäudetyp E zutrifft, wird hier deutlich.

Gebäude mit selbst erzeugter Energie sind immer ein gutes Ziel, doch könnte man es den Bauherren dann auch selbst überlassen, wie und ob sie ihre Häuser dämmen. Das ist mit den bereits beschrieben Abweichungen gemeint, die den Hausbesitzer selbst abwägen lassen. Am Ende ist es nicht immer sinnvoll und umweltfreundlich zu dämmen, sondern vor allem teuer. Das gilt es individueller abzuwägen.

Dasselbe gilt für die doch sehr hohen Komfortanforderungen an eine gleichbleibende Raumtemperatur von 20 Grad Celsius, selbst wenn es draußen eisig kalt ist. Ob immer große Heizungsanlagen notwendig sind, die das bereitstellen, ist auch fraglich. Möglich ist es, hier andere Lösungen zu finden, etwa die Zuschaltung eines Heizlüfters an den paar wirklich kalten Tagen im Jahr.

Natürlich geschieht das Ganze nur in enger Absprache mit den zukünftigen Hausbesitzern, die selbst entscheiden dürfen, wie sie wohnen möchten.

Hat es Nachteile für die Bauherren oder die Immobilien, wenn man nach Gebäudetyp E baut?

Kaum etwas bringt nur Vorteile mit. Beim Gebäudetypen E kommt es darauf an, welches Ziel die Hausbauer damit verfolgen. Möchten sie es nach dem Bau als einen teuren Wohnungsbau weiterverkaufen, ist es wahrscheinlich nicht das Richtige.

Möchten sie hingegen einen einfachen Standard erreichen, um das Haus nach dem Bau zu vermieten, passt es sehr gut. Allerdings kann auch hier der normenreduzierte Bau zu mehr Innovation führen und experimentelles Bauen ist ebenfalls interessant für den teuren Hausverkauf.

Fazit zum Gebäudetyp E

Der Gebäudetyp E ist eine Initiative der bayerischen Architektenkammer für einfacheres Bauen, die in der Fachwelt, Politik und Medien auf große Resonanz stößt. Zu viele Richtlinien, Vorgaben und Normen bestimmen in Deutschland das Planen und Bauen und das kann Innovationen verhindern.

Dieser Entwicklung möchte die bayerische Bundesarchitektenkammer entgegenwirken. Bei dem Vorschlag zum einfachen und energiesparenden Bauen geht es aber keinesfalls darum, bestehende Normen abzuschaffen, sondern parallel eine weitere Tür zum normenreduzierten Bau zu öffnen.

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