Behindertengerecht planen und bauen

Die Implementierung von Zugänglichkeit im Eigenheim bietet Menschen mit Behinderungen und älteren Personen die Möglichkeit, im täglichen Leben mehr Unabhängigkeit und Lebensqualität zu erleben. Allerdings erfordert die Schaffung eines barrierefreien Hauses oder einer barrierefreien Wohnung von Anfang an eine gründliche Planung. Essenziell ist, dass die barrierefreie Gestaltung als zentrales Element in den Planungsprozess des Hauses oder der Wohnung integriert wird. Es stehen zahlreiche kostengünstige oder sogar kostenneutrale Alternativen zur Verfügung, um Barrieren zu beseitigen. Bei der Planung sollten verschiedene Lösungen sorgfältig geprüft und ausgewählt werden, um letztendlich ein durchdachtes Gesamtkonzept zu erreichen.

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Inklusives Design für ein barrierefreies Zuhause

Gegenwärtig leben in Deutschland etwa 7 Millionen Menschen mit einer schweren Behinderung, was bereits 8,9 % der Bevölkerung ausmacht. Aufgrund des demografischen Wandels wird die Nachfrage nach barrierefreiem Wohnraum sowie alters- und behindertengerechten Wohnungen und Häusern in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen. Zukünftig könnten aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung erhebliche Versorgungslücken im Bereich barrierefreien Wohnraums entstehen. Schon heute ist ein Drittel der deutschen Bevölkerung älter als 75 Jahre, und dieser Trend wird voraussichtlich anhalten. Es gibt jedoch auch weitere Gründe, sich bereits in jüngeren Jahren kritisch mit dem Thema Barrierefreiheit auseinanderzusetzen. Ein Unfall oder eine schwere Krankheit können jederzeit die Notwendigkeit einer barrierefreien Wohnung aufzeigen.

Das Konzept eines inklusiven Designs für ein barrierefreies Zuhause ist von entscheidender Bedeutung, um Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen zu unterstützen. Inklusives Design strebt danach, das eigene Heim so zu gestalten, dass es für alle Bewohner zugänglich und nutzbar ist, unabhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten oder Einschränkungen. Dies erfordert Anpassungen in der Architektur, aber natürlich auch bei den Möbeln, der Ausstattung und anderen Aspekten des Hauses, um sie für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Seh- oder Hörbehinderungen oder anderen Einschränkungen geeignet zu machen. Dabei ist es wichtig, dass das Design nicht nur funktional, sondern für alle Bewohner auch ästhetisch ansprechend und komfortabel ist. Ein inklusives Design für ein barrierefreies Zuhause trägt dazu bei, die Autonomie, Sicherheit und Lebensqualität aller Bewohner zu verbessern.

Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine behindertengerechte Planung

Das Streben nach einem Zuhause, das für alle Bewohner zugänglich und komfortabel ist, unabhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten oder Einschränkungen, ist ein grundlegendes Anliegen der heutigen Zeit. Barrierefreiheit ist nicht nur ein Konzept für Menschen mit Behinderungen, sondern auch für ältere Menschen oder Familien mit kleinen Kindern. Eine sorgfältige Planung und Gestaltung können dazu beitragen, ein Umfeld zu schaffen, das die Autonomie und Lebensqualität aller Bewohner fördert. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine behindertengerechte Planung.

1. Analyse der spezifischen Anforderungen

Zu Beginn steht die Evaluation der individuellen Bedürfnisse und Anforderungen der Bewohner. Dies beinhaltet die Erkennung von Mobilitätseinschränkungen sowie Seh- oder Hörbehinderungen und andere relevante Einschränkungen, die berücksichtigt werden müssen.

2. Überprüfung der vorhandenen Strukturen

Es ist von entscheidender Bedeutung, eine umfassende Überprüfung der bestehenden Strukturen des Hauses oder der Wohnung durchzuführen. Dies umfasst eine Bewertung von Türen, Fluren, Treppen, Badezimmern und anderen Bereichen auf potenzielle Hindernisse oder Barrieren.

Planung der Zugänglichkeit

Nachdem die individuellen Bedürfnisse erfasst und die bestehenden Strukturen überprüft wurden, ist es wichtig, einen Plan für die Zugänglichkeit zu erstellen. Dieser Plan basiert auf den identifizierten Bedürfnissen und der Bewertung der vorhandenen Strukturen. Er kann Maßnahmen wie den Umbau von Türen, den Einbau von Rampen, die Anpassung von Badezimmern und andere Anpassungen umfassen, um sicherzustellen, dass das Zuhause für alle Bewohner zugänglich ist.

3. Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten

Bei der Gestaltung barrierefreier Umgebungen ist es besonders wichtig, Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen. Dies beinhaltet die Einrichtung von Handläufen, rutschfesten Böden und anderen Schutzvorkehrungen, um Unfälle zu verhindern.

4. Auswahl geeigneter Ausstattung und Möbel

Die Auswahl der Ausstattung und Möbel spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung einer barrierefreien Umgebung. Es ist wichtig, Einrichtungsgegenstände auszuwählen, die einfach zu handhaben und für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zugänglich sind.

5. Gemütliches Wohnen

Eine behindertengerechte Wohnung ist natürlich nicht nur funktional, sondern sollte auch ästhetisch ansprechend und ein Ort zum Wohlfühlen sein. Die Auswahl passender Farben, Texturen und Materialien kann dazu beitragen, eine ansprechende und gemütliche Wohnatmosphäre zu schaffen.

6. Fortlaufende Überprüfung und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen

Die Gewährleistung von Barrierefreiheit ist ein kontinuierlicher Prozess, der regelmäßige Anpassungen und Überprüfungen erfordert. Es ist von großer Bedeutung, die sich verändernden Bedürfnisse der Bewohner im Laufe der Zeit zu berücksichtigen und entsprechende Anpassungen vorzunehmen.

Gemeinschaftliche Aspekte des behindertengerechten Bauens

Behindertengerechter Wohnungsbau umfasst auch die Schaffung einer inklusiven Umgebung, in der Menschen mit und ohne Behinderungen gleichermaßen teilhaben können. Das gelingt vor allem durch die Zugänglichkeit der Gebäude und der Infrastruktur. Beides muss für Menschen mit Behinderungen leicht zugänglich sein, einschließlich Rampen, Aufzügen und breiteren Türen.

Ebenso wichtig sind öffentliche Räume, also die Gestaltung von öffentlichen Plätzen, Parks und Gemeinschaftseinrichtungen, die für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zugänglich und nutzbar sind. Selbiges gilt für die Bereitstellung von öffentlichen Verkehrsmitteln und Verkehrssystemen, die für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind, einschließlich barrierefreier Haltestellen und Fahrzeuge.

Qualitätsstandards und rechtliche Rahmenbedingungen

Um den Neubau oder Umbau effektiver zu planen, existiert die DIN-Norm 18040, die konkrete Richtlinien für das barrierefreie Bauen festlegt. DIN-Normen dienen dazu, Gegenstände und Prozesse zu standardisieren, was insbesondere den Menschen zugutekommt, die diese Gegenstände nutzen. Im Bereich des barrierefreien Bauens gibt es die DIN-Norm 18040, die aus drei Teilen besteht:

DIN 18040-1

Diese Norm gilt für den Bau öffentlich zugänglicher Gebäude wie Schwimmbäder, Bibliotheken, Stadt- oder Gemeinderäume.

DIN 18040-2

Diese Norm betrifft den Bau von Wohnungen und Gebäuden mit Wohnungen.

DIN 18040-3

Diese Norm bezieht sich auf den öffentlichen Raum, einschließlich öffentlicher Plätze, Haltestellen, Bahnhöfe, Spielplätze oder Grünanlagen.

In der Regel ist die Einhaltung der DIN-Normen freiwillig. Allerdings haben viele Bundesländer Teile der DIN-Norm für barrierefreies Bauen in ihre Baugesetze integriert. Dadurch wird die Einhaltung der DIN-Norm in diesen Bundesländern zur Pflicht, wenn man einen barrierefreien Umbau oder Neubau eines Wohnraums plant.

DIN 18040-2: Barrierefreie Wohnungen

Die DIN 18040-2 gilt für Wohnungen, Gebäude mit Wohnungen und deren Außenanlagen. Sie hilft Menschen mit Behinderung, den Wohnraum barrierefrei zu nutzen. Die Norm legt fest, wie Wohnungen, Flure und Keller gebaut sein sollen, damit Menschen mit folgenden Einschränkungen dort sicher leben können:

  • mit Sinnesbehinderung (Sehbehinderung, Gehörlosigkeit),

  • mit eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit (Gehbehinderung), etwa Rollstuhl oder eine Gehhilfe,

  • die kleinwüchsig oder großwüchsig sind,

  • mit Lernbehinderung,

  • mit sonstigen Behinderungen und

  • für ältere Menschen.

Je nach Art der Behinderung fallen auch die Anforderungen an die Wohnung oder das Haus unterschiedlich aus.

Finanzielle Überlegungen und Fördermöglichkeiten für barrierefreies Bauen

Barrierefrei bauen ist nicht günstig. Doch es gibt verschiedene Stellen, bei denen sich Unterstützung beantragen lässt. So bezahlen etwa die Pflegeversicherung, Rehabilitationsträger und Integrationsämter Wohnungshilfen, wie:

  • verschiedene Hilfsmittel,

  • den Umzug in eine barrierefreie Wohnung oder

  • den Umbau oder Kauf einer barrierefreien Wohnung.

Es ist wichtig, sich über diese Möglichkeiten zu informieren und entsprechende Anträge zu stellen. Welche Stelle im Einzelnen infrage kommt, hängt von der persönlichen Situation ab. So springt die Pflegeversicherung ein, wenn ein Pflegegrad vorliegt. Dann zahlt die Pflegeversicherung für barrierefreie Umbauarbeiten bis zu 4.000 Euro pro Jahr. Wohnen mehrere Pflegebedürftige zusammen, können das auch bis zu 16.000 Euro sein.

Oftmals übernehmen auch die Reha-Träger die Kosten für einen barrierefreien Umbau. Es gibt aber verschiedene Rehabilitationsträger, die zuständig sein können, zum Beispiel:

  • die Bundesagentur für Arbeit,

  • die gesetzliche Unfallversicherung,

  • die gesetzliche Rentenversicherung,

  • die öffentliche Jugendhilfe oder

  • die Träger der Sozialhilfe.

Zudem kann auch das zuständige Integrationsamt verantwortlich sein. Das Integrationsamt übernimmt aber nur dann Kosten, wenn dadurch der Arbeitsplatz erhalten werden kann.

Steuerliche Vergünstigungen für barrierefreies Bauen

Die Kosten für den barrierefreien Umbau von Wohnungen oder Häusern sowie von Fahrzeugen können steuerlich geltend gemacht werden. Voraussetzung dafür ist, dass eine Schwerbehinderung vor Beginn des Umbaus nachgewiesen wird. Dieser Nachweis kann durch ein ärztliches Attest oder eine Kopie des Behindertenausweises erbracht werden. Die Kosten für den barrierefreien Umbau müssen dann als „außergewöhnliche Belastungen“ in der Einkommenssteuererklärung angegeben werden. Falls bereits finanzielle Unterstützung für den Umbau erhalten wurde, muss dieser Betrag von den Gesamtkosten abgezogen werden.

Fazit

Das Thema des behindertengerechten Planens und Bauens ist von entscheidender Bedeutung für eine inklusive und zugängliche Gesellschaft. Durch die Schaffung barrierefreier Umgebungen werden nicht nur die Lebensqualität und Selbstständigkeit von Menschen mit Behinderungen verbessert, sondern es entsteht auch eine Gesellschaft, die von Vielfalt und Inklusion geprägt ist. Es ist unerlässlich, dass sowohl die Planung als auch der Bau von öffentlichen Räumen, Wohnungen und Verkehrsmitteln die Bedürfnisse aller Menschen berücksichtigen, unabhängig von ihrer körperlichen oder geistigen Verfassung.

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