Giebelseite

Was ist eine Giebelseite?

Bei dem Giebel handelt es sich um ein Wanddreieck, dessen Eckpunkte der Dachfirst und die beiden Dachtraufen (auch Traufen genannt) bilden. Einfacher ausgedrückt, ist der Giebel, der senkrechte Teil einer Hauswand, an die Dachkanten oder Dachüberstände grenzen. Der Giebel liegt etwas höher als die Traufe und ist an den Stirnseiten eines Hauses platziert.

Die Geschichte und Entwicklung der Giebelseite

Weit bis ins 20. Jahrhundert gehörte die Giebelseite als schmuckvolle Verzierung, die mit Farben, Ornamenten und Schriftzügen gestaltet wurde, zum Haus dazu und erfreute sich größter Beliebtheit. Manche Häuslebauer und Hausbesitzer trieben es so weit mit den Verzierungen auf die Spitze, dass einige Giebel über das Dach hinausragten.

Eine sehr typische Giebelform war etwa der Zinnengiebel. Sein Name bekam er aufgrund der Tatsache, dass die Giebelseite an die Zinnen einer Burg erinnert. Diese Giebelart ist ein reines Zierwerk und nimmt keinerlei Bezug auf die Dachform, daher wird sie auch Blendgiebel genannt.

Ist die Giebelseite eindeutig größer dimensioniert als das dahinterliegende Dach, spricht der Fachmann auch von einem Scheingiebel. Gern wurde auch bei bedeutenden Gebäuden wie Rathäusern ein kleines Türmchen, also ein Giebelreiter, auf das Dach gebaut. Dieser befindet sich meist am Dachanfang und steht somit über dem Giebel.

Die Giebelseite heute

In der heutigen Zeit hat der Stellenwert der Giebelseite deutlich abgenommen. Mehrheitlich wird der Giebel auf eine Fläche reduziert, die vom Architekten geplant und je nach Dachform und Neigung errechnet wird. Künstlerische Verzierungen und Giebelmalereien gibt es im modernen Hausbau und Neubau so gut wie gar nicht mehr. Für viele Menschen sind feingesponnene Verzierungen nichts mehr und sie möchten es lieber schlicht und modern.

Holz- und Schieferverkleidungen sind aber noch in ländlichen Regionen zu finden, vor allem in Mittelgebirgen oder auch im Alpenraum. Ausgeschlossen ist es aber auch heute nicht, dass sich Bauherren standortuntypisch und im modernen Hausbau für solch eine Außengestaltung der Fassade entscheiden.

Giebelseiten in verschiedenen Baustilen

Die Giebelseite von einem Gebäude ist ein auffälliges Merkmal, das den Charakter und Stil eines Hauses maßgeblich prägt. Da es in der Architektur eine Vielzahl von Baustilen gibt, die sich durch unterschiedliche Formen, Materialien und Verzierungen auszeichnen, schlägt sich das auch in den Giebelseiten wieder. Wir geben einen kurzen Überblick:

Der klassische Stil

Der klassische Baustil ist vor allem in antiken griechischen und römischen Gebäuden zu finden und zeichnet sich durch Giebeldreiecke und Säulen aus. Die Giebelseite ist dabei in der Regel von einem dreieckigen Giebeldreieck gekrönt, das von Säulen oder Pilastern gerahmt wird. Durch die Säulen bekommt das Gebäude eine majestätische und monumentale Ausstrahlung.

Der gotische Stil

Dieser Stil ist von Spitzbögen und Rosetten geprägt, so findet man im gotischen Baustil auch oft spitz zulaufende Bögen und filigrane Verzierungen. Obendrein sind die sogenannten Rosettenfenster charakteristisch, diese durchbrechen die Giebelseite und sorgen für eine besondere Lichtdurchlässigkeit. Gotische Giebelseiten strahlen eine gewisse Erhabenheit, fast schon Spiritualität aus.

Der Renaissance-Stil

Hier dreht sich alles um Symmetrie und Ornamente. So sind die Giebelseiten in der Renaissance-Architektur häufig von großer Symmetrie geprägt. Das heißt, es gibt aufwändige Ornamente, Reliefs und Figuren, welche die Fassade schmücken.

Der barocke Stil

Das Stichwort in diesem Stil sind verspielte Details und üppige Verzierungen, das schlägt sich auch in den Giebelseiten durch. Stuck, Skulpturen und aufwändige Fassadenmalereien sind charakteristisch und vermitteln einen Eindruck von Prunk und Opulenz.

Der Jugendstil

Organische Formen und florale Elemente sind prägend für den Jugendstil. So können die Giebelseiten in diesem Stil mit geschwungenen Linien, Blumenmotiven und ornamentalen Verzierungen verziert sein. Das wirkt natürlich-schön und elegant.

Moderne Stile

Im modernen Stil geht es wieder minimalistischer und funktionaler zu. Giebelseiten können daher schlicht und geradlinig sein, ohne übermäßige Verzierungen oder Schnörkel. Auch große Fenster und klare Linien stehen für moderne Giebelseiten.

Postmoderner Stil

Im postmodernen Stil wird mit verschiedenen Stilelementen gespielt, das heißt, unterschiedliche Elemente werden aus verschiedenen Baustilen kombiniert und neu interpretiert. Bei der Giebelseite bedeutet das viel Kreativität und Freiheit.

Die Bedeutung der Giebelseite für das Gesamtbild eines Gebäudes

Der Giebel ist ein Element, das in der Architektur oft übersehen wird. Dabei spielt es für das Gesamtbild eines Gebäudes eine wichtige Rolle und beeinflusst zum Beispiel seine ästhetische Wirkung. Er lässt sich sogar als Schlüsselelement in der Architektur bezeichnen, da er auf unterschiedlichste Weisen gestaltet werden kann.

Die Giebelwand ist in der Regel das markanteste Merkmal eines Gebäudes, zudem ist sie schon von weitem sichtbar. Wie bereits erwähnt, kann der Giebel das ästhetische Erscheinungsbild eines Gebäudes erheblich beeinflussen. So lässt ein schlichter Giebel das Haus eher modern und funktional erscheinen, während ein kunstvoll gestalteter Giebel es elegant und mitunter auch verspielt wirken lässt. Außerdem kann der Giebel dazu beitragen, die Identität von einem Haus oder einer Institution zu definieren. Hier kann man etwa an Kirchen, Schulen oder Regierungsgebäude denken.

Giebelseiten, die mit Verzierungen, Reliefs und Schnitzereien geschmückt sind, möchten damit auch Geschichten aus der Vergangenheit erzählen. So kann der Giebel Aufschluss über die Zeit, den Baustil und die kulturellen Einflüsse liefern, die das Haus geprägt haben. Überdies wird die Giebelwand in manchen Fällen auch mit religiösen oder spirituellen Symbolen verziert.

Praktische Aspekte der Giebelseite: Dämmung und Abdichtung

Ein Giebel hat nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine funktionale Wichtigkeit. So kann er dazu beitragen, das Raumklima im Haus zu verbessern beziehungsweise zu regulieren, indem er das Sonnenlicht einfängt oder auch abweist. Obendrein bietet er Fenstern einen optimalen Platz und ist die Möglichkeit, nicht nur Dachfenster im Dachgeschoss einzubauen.

Von großer Relevanz ist die Dämmung der Giebelseite. Ist diese unzureichend gedämmt, geht im Winter Wärme verloren und im Sommer dringt zu viel Hitze in das Haus ein. Das wiederum führt zu steigenden Energiekosten und einem weniger angenehmen Raumklima.

Dasselbe gilt für die Abdichtung der Giebelseite, diese ist anfällig für Feuchtigkeit und Wassereintritt. Bei einer schlechten Abdichtung können so Schäden an der Bausubstanz des Hauses entstehen. Mit einer sorgfältigen Abdichtung des Giebels, durch wasserabweisende Materialien, kann das verhindert werden. Nicht selten wird der Giebel aber auch als Lüftungsschacht genutzt, um frische Luft ins Gebäude zu bringen.

Fazit zur Giebelseite

Auch wenn der Giebel heute einen weniger hohen Stellenwert besitzt, ist er weitaus mehr als nur eine architektonische Komponente. Er ist ein vielseitiges Element, das das Erscheinungsbild, die Funktionalität und die Bedeutung eines Hauses maßgeblich beeinflusst. Es gibt zahlreiche Ideen, wie sich der Giebel gestalten lässt, etwa ganz schlicht, nur mit Fenstern oder auch mit aufwendigen Verzierungen.